I’ll be a good mom
In-situ installation with tape
approx. 530*800 cm




Welche Auswirkungen hat die Pandemie auf junge Kunstschaffende?
Man verlässt sein Atelier nicht mehr oft, man reduziert Kontakte. Beobachtet seine nähere Umgebung und sich selbst. Man fängt an über den Anfang des Lebens nachzudenken, weil das Sterben zu einem zentralen Thema wurde. Paula Niño konnte eine viel zu lange Zeit ihre Herkunftsfamilie in Kolumbien nicht mehr besuchen. Sie erzählte mir, dass sie online an Beerdigungen von Freunden und Verwandten teilgenommen hat, da auch die Menschen vor Ort auf Grund der Ansteckungsgefahr nicht mehr auf die Friedhöfe gingen.

Die Künstlerin schreibt in ihrem Text zur Installation »I‘ll Be a Good Mom«, dass sie Angst hat »nicht genug Zeit zu haben, nicht einmal zu verstehen, wie es funktioniert oder warum es endet.« Es bleibt offen, für was sie nicht genug Zeit haben könnte, aber im nächsten Satz reflektiert sie die durchschnittliche Geburtsdauer von Erstgebärenden.

Leben schenken in nur 8 bis 15 Stunden, das ist greifbar, das ist ein heilendes Bild in dieser Zeit, die vom Sterben bestimmt ist. Wie kann man einen Zeitraum von mehreren Stunden sichtbar machen? Leben geben, laut Paula Niño, heißt Zeit geben und sie nimmt sich Zeit für ihre Arbeit. Eine Wand 530 cm hoch und 800 cm breit, soll mit kurzen, ca. 7 cm langen lila Papierklebestreifen strukturiert werden. Die Stunden, die notwendig waren, um die Wand in regelmäßigen Abständen damit zu bekleben waren viele und das transportiert die Arbeit auch.
Die regelmäßige Struktur wirkt beruhigend, auch wenn das Auge sofort beginnt zu wandern und die Strukturen erforscht. Es sind nur das menschliche Augenmaß und ihre eigene Körpergröße, die der Künstlerin zur Verfügung standen, um die Abstände zwischen den Streifen oder die Länge der einzelnen Streifen zu bestimmen. Die Linien
sitzen gerade auch auf einer Länge von 800 cm. Aber nicht ganz exakt. Es lebt und pulsiert zwischen diesen Abschnitten, die wie Stunden oder Tage auf der Wand sitzen. Vielleicht wie der Tagesablauf eine Mutter, der oftmals dieselben Arbeitsschritte erfordert, und doch gleicht kein Tag dem anderen. Die Installation lässt darauf schließen, dass die Künstlerin ihr Ziel mit Geduld verfolgt, nicht aus den Augen verliert. Dies alles scheinen gute Voraussetzungen zu sein für eine Mutterschaft, für die Aussage, die da steht, als ob die Künstlerin sich selbst vergewissern möchte.


Benita Meißner
Kuratorin DG Kunstraum







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2022





Photo © Jayhyung Kim